(KPD 37) Legalize it! - Unser Mann im Bundestag

Kräuter, Pillen, Drogen (KPD) - 37. Folge

"Schlimm, ungeheuerlich und unverantwortlich", nannte M.d.B. Bohl von der CDU die Forderung des nachgerückten Grünen, Herbert Rusche, Haschisch zu legalisieren. "Dem Ansehen der parlamentarischen Demokratie sei dieses Verhalten in höchstem Maße abträglich". Der Forderung, die Grünen sollten sich von Rusche distanzieren, kamen diese - überraschend - nicht nach. Statt dessen wollte ich von Herbert wissen, wie er denn zu dieser für einen deutschen Parlamentariar ungewöhnlichen Einstellung kam.

Im Hippiesommer 1969 hielt sich Herbert Rusche in Heidelberg auf und das hat ihn geprägt. Zum einen gab es dort eine ausgesprochen bunte Kifferszene und zum andern ein Schwulenlokal, in dem er dann Barkeeper wurde. "Da merkte man, wie die bürgerliche Welt doch arg in Konflikt geriet mit der Neuen Welt, die wir damals kennenlernten ... Es war sehr schön und sehr frei und ich bedauer es eigentlich, daß junge Leute sowas heute in der Form nicht mehr erleben können.

Es gibt viele Leute, die mit Gewinn Haschisch geraucht haben und bemerkt haben, daß dies mit den geschürten Vorurteilen gegen Rauschgifte nichts zu tun hat, die mit diesem Mittel umgehen können. Da sitzen nun viele, die dabei erwischt wurden, im Gefängnis und fühlen sich nicht einmal schuldig. Es ist mit Haschisch natürlich wie mit jedem andern Stimulierungsmittel, sei es nun Kaffee oder Sex, solang ein Mensch das unter Kontrolle hat, ist es akzeptabel. Wenn man sowas allerdings in sich aufnimmt, um sich zu zumachen, dann wird es übel. Haschisch und LSD waren für mich immer Drogen, um mich auf zu machen, nicht um mich zu zumachen, eine Wirkung, die Alkohol z.B. hat.

Ich bekomme nun von vielen Inhaftierten lange Briefe und fühle mich damit überfordert. Ich habe mich erkundigt, ob es da nicht eine Anlaufstelle gibt wie früher das Release oder die Grüne Kraft, aber da scheint nichts mehr zu sein. So muß ich die Leute leider vertrösten, da ich als Einzelner von Schwulen, u.a. auch wegen Aids, soviel Post bekomme: ich pack's einfach nicht, mich um all diese Fälle zu kümmern. Ich halte Haschisch und LSD insofern für Einstiegsdrogen, als sie auf dem selben Markt gehandelt werden wie Heroin. Ansonsten wird man als überzeugter Konsument von Haschisch und LSD mit Heroin nicht viel anfangen können. Ich habe Freunde erlebt, wie sie irgendwann an der Nadel waren. Es hat mich so entsetzt; vor allem weil es Menschen waren, die etwas taten, das sie selber Scheiße fanden. Da war mir von vornherein klar: das ist eine Sache, die wirst du nie machen. Ein guter Schulfreund hatte mir zudem geraten, ich solle da die Finger von lassen, denn der erste Schuß sei die Sucht. Ich habe es auch immer verurteilt, gerade weil dadurch auch Freunde von mir ums Leben gekommen sind. Es ist ein Verbrechen, wenn Leute mit diesem Zeugs dealen. Da trenne ich die Drogen sehr stark, das ist eine klare Sache."

So wünsch ich auch dem M.d.B. ein herzliches Heiter Weiter
der Nichtwähler Ronald Rippchen

UNVERBREMT
Kein Glück
Bremerhaven hat sehn Skandal
Der Kreisvorstand der Bremerhavener Grünen hält es "für wenig glücklich, daß auf der Wahlparty der Grünen Haschisch geraucht worden ist." Der faux pas liegt fast drei Wochen zurück, aufgefallen war das stille nachmitternächtliche Glück eigentlich nur dem internsten Kreise. Der allerdings brachte es auf die Vorstandssitzung: einer der Grünen hatte die Reste des Glimmstengel dem Besitzer entwunden, das Glück wurde somit zum Politikum. Der in Bremerhaven prominente Grüne Harry Bohnsack soll dazu festgestellt haben: "Bei der Bewältigung der großen Probleme in dieser Stadt können sich verantwortliche Politiker nicht in den Drogenrausch flüchten."
Genau dies scheint derweil kein Problem zu sein: Der Kreisvorstand lehnt es ausdrücklich "ab, sich in dieser
Frage zu Hilfspolizisten und Oberlehrern machen zu lassen." Er verbietet nichts, und er tut nichts: "Der Kreisvorstand stellt fest, daß weder Funktionsträger noch Mitarbeiter daran beteiligt waren."