(KPD 57) Legalisieren oder nicht?

Kräuter, Pillen, Drogen (KPD) - 57. Folge

Immer wieder bekomme ich Briefe von Leuten, die sich einer "Legalize"-Bewegung von Drogen anschließen wollen.

Sowas gibt es aber nicht!

OK, es gibt ab und an Leute, die sich als Opfer falscher Gesetze fühlen und nun meinen, alle Welt "draussen", vor allem taz-Leser und Kiffer, müßten nun für sie auf die Barrikaden gehen. Schminkt euch das ab! Selbst die Grünen haben die vormals existierende Forderung nach Entkriminalisierung aus ihrem '87er Wahlprogramm wieder gestrichen. Rainer Necke sitzt im Knast in Frankreich und versucht von dort aus zu wirken. Aber auch seine Hinweise auf 39.936 Cannabis-Delikte (und rund 20.000 weitere Drogendelikte) im Jahr 1985 in der BRD bleiben doch bestenfalls als Zahl hängen, aber nicht als Summe von Einzelschicksalen mittelalterlicher Gesetzgebung. In Frankreich wirds gerade noch schlimmer als bei uns, meint Rainer. Da hätte letzthin jemand wegen dem Tragen einen T-Shirts mit einem siebenzackigen Pflanzenblatt mehrere Tage im Knast gesessen. Vor ein paar Monaten hatte ich schon einmal die Anschrift eines Knastologen, der eine IG-Legalisierung anzetteln wollte, bekannt gegeben. Kurze Zeit später war er laut Anstaltsauskunft "Unbekannt verzogen". Auch andere Bestrebungen, etwas auf politisch / rechtlicher Ebene in Gang zu bringen, sind immer wieder fehlgeschlagen. So bekam ich von der GAL Hamburg, konkret von deren AG-Legalisierung, ein dickes Schreiben mit großen Worten und diversen Ankündigungen . "Macht mit!", rufen sie um Hilfe. Tja, Jungs, aber was soll man mitmachen? Auf mehrere Anrufe und Briefe von mir hin hat sich trotz verschiedener Versprechen niemand gemeldet. Vielleicht habt ihr ja Schiß, daß ich ein Spitzel bin, ahem. Aber wahrscheinlich habt ihr gemerkt, wie frustrierend es ist, für eine Legalisierung zu kämpfen - die ja nur neue Probleme mit sich brächte.

Haschisch-Legalisierung bedeutet, wie Günter Amendt es ja schon wiederholt vorgerechnet hat, einen wahrscheinlich brutalen Einstieg der Tabak und Pharmaindustrie in einen der letzten "freien" Märkte. Synthetisches THC wird automatengerecht mit Pflanzenmasse vermischt, während die traditionellen Hanfbauern in der Dritten Welt auf ihrer Ware sitzen bleiben. Oder sollte die Ablehnung von Konservenfraß und Kunststoffen bei Kiffern doch so weit gehen, daß sie nach wie vor lieber illegal Haschisch bröseln, statt konsumgerechte Glimmstengel legal zu erstehen? Nach den Erfahrungen mit "Legalisierungs-Initiativen" muß man das Schlimmste befürchten. Wie formulierte es der verstorbene Julian Beck von "Living Theatre"?

"Ich will keine Gesetze ändern, ich will Gesetze brechen!"

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