Rauch-Haus-Besetzung, Auszüge der DokuSeit 2 Jahren steht Bethanien leer. Mit tausenden von Unterschriften hat die Kreuzberger Bevölkerung gefordert, daß diese riesigen Räumlichkeiten für ihre dringenden sozialen Bedürfnisse genutzt werden. Die Bezirksverordneten verfuhren damit, als wenn es ihr persönliches Eigentum wäre oder wie ein steinreicher Graf mit seinem Schloß. So fanden wir ganz Bethanien geheizt vor, obwohl niemand drin ist. Man muß zu Mitteln wie Besetzung greifen, damit man bekommt, was man braucht. Die Ämter machen mit uns was sie wollen. Wenn man einzeln sein Recht durchsetzen will, ist man der Gnade seiner Volksvertreter ausgeliefert. Warum haben die Kreuzberger Jugendlichen Teile von Bethanien besetzt? Wir wollen folgende Abteilungen einrichten:
Gegen unsere Forderungen und praktisches Handeln setzten die Verantwortlichen tausende schwer bewaffnete Bereitschaftspolizisten (scharfe Hunde, Maschinenpistolen, Schlagstöcke, Tränengasgranaten) ein. Wehrlose einzelne Jugendliche wurden von der Polizei wie Tiere gejagt und zusammengeschlagen. Das sind die Argumente mit denen man uns überzeugen will. Warum haben wir trotzdem Erfolg gehabt? Wir waren nicht zwei oder drei, sondern über ein halbes tausend. Die Stadträte die zum Verhandeln in das verbarrikadierte Haus kamen, mußten einsehen, daß wir vie "ein Mann" solidarisch waren und nicht aufgeben würden. Die Stadträte Beck, Baldruschat und Funke mußten zugeben, daß wir im Recht sind. Wir haben uns nicht auf den Senat verlassen, wir haben uns nur auf uns selbst verlassen! Deshalb haben wir bekommen, was wir brauchen und werden es auch weiterhin verteidigen! Lehrlinge, Jungarbeiter und Trebegänger in Bethanien, Georg von Rauch Haus 2.1.1972 DER KAMPF GEHT WEITER !Der Senat hat uns nicht durch die Polizei raushauen lassen. WARUM? Weil er selbst vorher nicht imstande war, das Problem der wohnungslosen Trebegänger und Lehrlings zu lösen. Dem rechten Flügel von CDU, SPD und der Polizei hat die verzweifelte Selbsthilfe der Jugendlichen nicht gefallen. Sie wurden zwar in der Bezirksverordneten-Versammlung überstimmt, sie haben aber noch nicht aufgegeben. Sie haben Angst, daß morgen such noch andere Teile der Kreuzberger Bevölkerung gemeinsam zur Selbsthilfe greifen werden.
Die Polizei ist abgezogen. Der Mietvertrag ist unterschrieben.
Welche Mittel werden jetzt gegen uns angewandt?
Wir müssen uns dagegen wehren!
Indem wir Arbeiter-Jugendlichen für unsere Lebensrechte kämpfen, kämpfen wir auch für die Rechte der gesamten Kreuzberger Arbeiter-Bevölkerung. Darum: DER KAMPF GEHT WEITER!... Schlechte Wohnungen, keine Kindergärten, die kommende Vertreibung durch die Sanierung, miserable Arbeitsbedingungen im Betrieb, gegen die Ausbeuter und ihre Helfer. Quelle: Der Blues |