Rundbrief der Säuferrebellen

Zentralkomitee der rast- und ruhelosen Wermutrebellen

1. und letzter Rundbrief

Es sind viele Worte gewechselt worden über die Vor- und Nachteile von Kaderparteien und Haschischgenuß.

Wir fordern: GENUG DAVON !

Es wird zuviel geschwätzt bei den Halb- und Pseudolinken, den Dogmatikern und den Hanfgenießern. Denn wer verfügt denn hier in Westberlin über die wahre potentielle Massenbasis? Wer denn außer uns, die wir mitleiden mit dem Normalen, kann diese Stadt auseinandersprengen? Wer hat soviel Kommunikation mit der arbeitenden Bevölkerung, wie wir, die Säufer?

Jawohl, wir, die wahren Revolutionäre zwischen den vier Mauern dieser Trümmerfrauenmetropole, wir, die Säufer, haben den Finger am Puls der Stadt.

Es gibt 100.000 notorische Säufer hier, hunderttausende schlucken wie wir, wer kümmert sich um sie?

Keiner? - Nur wir.

Abend für Abend sitzen wir in den Kneipen, hängen wir am Tresen, bemalen die Scheiß- und Pißhäuser mit revolutionären Phrasen. Abend für Abend sorgen wir dafür, daß Genossen, die eine Kneipe aufmachen, sich reproduzieren können. Man kann gar nicht so schnell und viel saufen, wie linke Kneipen aufgemacht werden!

Wir haben Kontakt zu
Bauarbeitern und Strizzis,
zu Senatoren und Polizisten (reichlich!),
zu Karstadtverkäuferinnen und Soziologen,
zu Fließbandmalochern und Edelstahldirektoren -

wer außer uns sollte es schaffen,
die Revolution auf die Beine zu stellen?
Und sie wieder in den Knien wacklig zu saufen?

Genossen!

Wollt ihr die Massenbasis?
Sauft! Und redet mit uns über die Bundesliga!
Kommuniziert!
Fort mit Revoluzzerkadern und Hanf!

Bier her!

Für die Revolution!

ZKdrurWR

Quelle: Der Blues, Seite 115