Günther Wallraff: MeskalinMeskalin 0,5-0,6 g, Dosis auf einmal genommen, ca. 16.45 Uhr 25.2.1965. Ein Glas Wein und zwei Glas Weinbrand getrunken. Etwa 18.00 Uhr vier bis fünf Tassen Kaffee getrunken, als "Gegengift", wie ich dachte. Das Gegenteil trat ein. Auflösung Panik. Etwa 20.45 Uhr aus der "Severinskneipe" abrupt gegangen, um noch zu retten, was noch zu retten war. Kaum noch Orientierungssinn. Die Straßen flossen durch mich." Zuerst falsche Richtung (Zollstock) eingeschlagen. Plötzlich in der Gegenrichtung gelaufen, ohne zu wissen, welche Richtung es war. Keine Initiative, in einen Bus zu steigen. Ab Ebertplatz dann Taxi. Zu Hause etwa 22.00 Uhr. Dann das folgende unter eigentümlichem Zwang niedergeschrieben. Zuvor mit ungeheurer Anstrengung versucht, an ein Blatt Papier heranzukommen, alle möglichen Schubladen durchwühlt und es dann aufgegeben. (Davor hatte ich versucht, auf Tonband zu sprechen. Aber gegen den "Apparat war einfach nicht anzukommen". Ich sprach ins Mikrofon, ohne den Kontakt hergestellt zu haben.) Wörtliche, unveränderte Wiedergabe, nur orthographisch korrigiert (bis ca. 2.00 Uhr nachts fast ununterbrochen durchgeschrieben) Das Schreckliche ist, daß das, worauf ich mich eingelassen habe, längst davor lag. - jetzt, wo ich schreibe, verliert sich alles; ja, schreib das', Keine Kontrollmöglichkeit. Jetzt etwas Abstand. Der Zwang. Gedankenzwang. Wortzwang. Alles, Es geht eine Straße durch mich. Es geht vom Körper aus. (aus: Günther Wallraff , Meskalin, Verlag Peter-Paul Zahl, Berlin, 1968, S. 6) |