Howie Zowie(Einleitung zu Mr. Nice, von Werner Pieper)(Danach folgt eine Rezension des Buches von Howard Marks durch Werner Pieper. Ein Beitrag von Howard über Pieper & Highdelberg findet sich in dem Buch Highdelberg) Der Deal war: Wenn du drei Tage lang die deutsche Fahne trägst, bekommst du acht Tage ein kostenloses Zimmer – in London. Anlaß war der CND-Ostermarsch, eine britische Erfindung, bei der 1967 Zigtausende für den Frieden und gegen Atombedrohung marschierten. Und ich, als Vertreter Deutschlands mittendrin; mit einem Zimmer bei den Quakers. Und als Träger der deutschen Fahne – einen Tag lang. Hatte ich daheim einsam und allein anarchistische und buddhistische Schriften gelesen, so marschierte ich hier plötzlich inmitten einer Meute von anarchistischen Buddhisten und buddhistischen Anarchisten. Abends folgte ich ihnen zum Schwofen. Ram Jam Holder und die Liverpool Scene spielten und ich nuckelte an meinem ersten Joint, am zweiten und dritten und kotzte erstmal. Spürte nix, aber ich war ja auch noch Lehrling. Einige Straßen weiter versuchte ein etwas älterer junger Mann gerade, mit dem Kiffen und allem aufzuhören & straight zu werden. Klappte auf Dauer nicht, denn in den Jahren drauf wurde er zum Haupthanflieferanten nicht nur des englischen Königreiches: Howard Marks. Vielleicht sind wir uns damals begegnet, wahrscheinlich habe ich oft an von ihm importiertem Dope genascht, immerhin halte ich mich seit über 30 Jahren pro Jahr 2-3 Mal in London auf. Sicher ist, daß ich sein Buch sofort verschlang, als es auf den Markt kam. Als Highdelberger Kleindealer habe ich mich in meiner aktiven Zeit nie gefragt, wo mein Dope herkam. Wollte ich nicht wissen. Was ich nicht weiß, kann ich auch nicht verraten und mir war es wichtiger, meine Quellen sicher zu wissen, als damit zu prahlen. Das waren rein taktische Gründe, denn natürlich war ich neugierig auf die Wege, die das Dope bis in mein Chillum zurücklegte. Bislang war auch ich weitgehend auf Spekulationen angewiesen. Nun, nach der Lektüre von Howard Marks Buch Mr. Nice (Verlagswerbung: 'He was Britains most wanted man. He just spent seven years in America's toughest penitentiary. You'll like him.') weiß ich einiges mehr darüber, welche IrrWege Haschisch in großen Mengen zurücklegt, bevor es beim Konsumenten landet. Auch wenn die meisten Wege heute sicherlich nicht mehr so abenteuerlich sein werden und nicht jeder, der bei so großen Mengen ein Überzeugungstäter ist wie Howard Marks es war. Ein wahrer Mr. Big, mit zeitweilig über 40 Identitäten. Dealer Bücher sind in Deutschland (aus rechtlichen Gründen: 'Verherrlichung einer Straftat' und 'Aufforderung zu strafbaren Handlungen' könnte da leicht hineininterpretiert werden) leider noch nicht erschienen. Jahre zuvor hatte ich versucht, zwei Dutzend meiner alten Dealerkollegen aus dem Heidelberg von 1970 zu überreden, an einem Dealerbuch mitzuwirken. Ich wollte u.a. wissen: Warum hast du gedealt? Was hast du daraus gelernt? Warum hast du aufgehört? Wie stehst du heute dazu? Die Reaktion: Obschon alle damaligen Taten seit Jahren juristisch verjährt sind, sah ich mich mit blankem Entsetzen & KifferFeigheit bis zur Hutschnur konfrontiert! ”Du kannst mich doch nicht outen, jetzt wo ich ein angesehener Bürger/Geschäftsmann der Stadt bin”. – ”Wenn das meine Kinder erfahren!” Mmmh. Gehört sich ja auch nicht, Fragen zu stellen. Das wichtige war ja, daß das Dope beikam, nicht, daß meine Neugierde gestillt wurde. Wichtig, als Dealer seine Prioritäten zu kennen und die erste sollte immer gutes Dope sein. Viele Kollegen haben mich damals wg. mangelndem Gewinnstreben und Aktionen wie der Gründung der ‘Grünen Hilfe’, der Dealer-Rechtshilfe, ausgelacht, mir aber später aus dem Knast, den ich nie länger als eine Nacht besuchen mußte, Bettelbriefe geschrieben. Anderseits: Vor 25 Jahren ahnte ich jedoch nicht, daß ich in meiner Dealerzeit die besten Freunde fürs Leben gewinnen würde. Es ist doch nun wirklich an der Zeit, auch beim Dealen die Spreu vom Weizen zu trennen. Dem Nachwuchs etwas über Dealer Ethik zu vermitteln, klar zu machen, daß dies kein Job für die Schnelle Mark, sondern eine gut honorierte, verantwortungsvolle und risikoreiche Chance lebendiger Sozialarbeit sein kann. Die schnelle Mark verleitet zu oft zu schnellen Drogen mit anschließender Sucht und/oder einem langjährigem Chill-out im Knast oder in der Urne. Leider wurde aus dem Buch nichts, denn meine Dealergeschichte allein finde ich nicht realistisch genug, um ein Buch damit zu füllen. Für mich war die aktive Dealzeit offensichtlich spaßiger als für die meisten meiner Kollegen. Zumal ich nahtlos eine Zukunft darauf aufbauen konnte. Ich sammle Dealerbücher: Mezz Mezzrow’s Really The Blues, Jerry Kamstras Weed, Henri de Monfried Diary of a Red-sea Smuggler, das wundervolle Panama Red oder David Leighs Howard Marks – his Life and High Times. Und nun hat dieser Howard Marks also sein eigenes Buch geschrieben. Wäre Geld Howards Hauptdealmotiv gewesen, er hätte schon viel früher im Knast gesessen und hätte heute kaum Freunde. Aber ihm ging es darum, bekannte und unbekannte Freunde mit bestem Rauchstoff zu versorgen. Dazu braucht man viel Geld – als Mittel, nicht als Hauptzweck, denn Geldsucht ist für manche (nicht nur Dealer) schlimmer als Drogensucht. Und so freigiebig Howard auch heute mit Dealergeschichten ist, zu seinen aktiven Zeiten und auch danach im Knast hat er die Klappe gehalten. Klar, daß ich, in meiner damaligen Rolle als Hanfpublizist, sofort nachdem ich sein Buch gelesen hatte, Kontakt mit ihm aufnahm. Kein Problem, da ich mich als Anglophiler in London recht gut auskenne. (Mehr, sowohl über meine sieben Jahre als Dealer, wie auch die Begegnungen mit Howard, kannst du nachlesen in: Rippchens Reefers Digest – dem Hanflesebuch, Edition RauschKunde). Howards Buch, (er bekam fast eine drittel Millionen DM Vorschuß vom Verleger!), wurde im ex-Kolonialreich England ein dicker Mainstream-Bestseller. Und Howard zu einer public figure, einer Persönlichkeit der Öffentlichkeit. Die Engländer lieben, im Gegensatz zu den Deutschen, ihre Exzentriker. Kaum eine Zeitung, in der nichts von oder über ihn zu lesen stand. Im Guardian diskutierte er mit dem britischen Drogenzar (Auch Howard bewarb sich, leider erfolglos, um diesen Job) über Legalisierung, in drei Wahlbezirken ließ er sich zur Unterhauswahl aufstellen. Sein Wahlthema: Legalisierung von Cannabis. Seine Partei: The Legalize Cannabis Party. Sein Motiv: "Ich habe vier Kinder, die zwischen 10 und 24 Jahren alt sind. Ich möchte nicht, daß sie Probleme mit Drogen bekommen. Man sollte Drogen legalisieren. Ich denke, daß dies der beste Weg ist, sie korrekt aufklären zu können." Das Unterhaus erreichte er nicht, aber Howard blieb und bleibt aktiv. Regelmäßig tritt er mit Gruppen wie Loop Guru im Shepherds Bush Emipre in London auf und geht auf Tour. Er erzählt seine Stories auf den Bühnen der Nation, betätigt sich nebenher erfolgreich als DJ und Journalist, nimmt an ungezählten Podiums-. und TV-Diskussionen über Legalisierung und Drogen teil, kifft bei öffentlichen Veranstaltungen & Smoke-Ins in der ersten Reihe, wird permanent auf Parties eingeladen und lacht sich einen oder zwei. Der New Musical Express ernennte ihn zum ‘all-round counter culture figurehead’. Nachdem eine ganze Meute von Schreibern und Verlegern in den vergangenen Jahren immer wieder HanfInfos voneinander abgeschrieben und damit recht gut verdient haben ('Bekenne mich schuldig, euer Ehren!'), legt Howard Marks hier ein außergewöhnlich wichtiges Hanf-Buch vor, das einem klar macht, welche Absurditätsblüten die Angst einer Gesellschaft, die jeden Rausch jenseits des Alkohols für 'bah!' hält, hervorbringt. Howards Story liest sich wie Seemannsgarn aus Hanf, ist aber durchgehend belegt. Über Jahre beherrschte er immer wieder als meistgesuchter Mann des Landes die Titelseiten britischer Tageszeitungen. Dabei ist er nichtmals Engländer, sondern kommt aus Wales. Dieses Buch ist wichtig, informativ, spannend, bewegend, lehrreich, anregend, unterhaltsam, witzig & tragisch und aufregend und... räumt endlich mit dem für viele tragischen Vorurteil auf, Dealer seien Seelendiebe. Howard macht klar, daß Hanfhändler eigentlich verkappte ganzheitliche Sozialarbeiter sind. Und wer nach der Lektüre noch nicht genug von Howard hat, hier seine Internet Connection: howard@marijuana.co.uk.
Anyone For A Smoke?Das bislang beste Buch über die Freuden, Aufgaben, Tricks & Fallen des Hanf-Dealertums – Howard Marks: Mr. NiceAls Kleindealer habe ich mich in meiner aktiven Zeit nie gefragt, wo mein tiger, meine Quellen sicher zu wissen, als damit zu prahlen. Das waren rein taktische Gründe, denn natürlich war ich neugierig auf die Wege, die das Dope bis in mein Chillum zurücklegte. Bislang war auch ich weitgehend auf Spekulationen angewiesen. Nun, nach der Lektüre von Howard Marks Buch Mr. Nice ('He was Britains most wanted man. He just spent seven years in America's toughest penitentiary. You'll like him.') weiß ich einiges mehr darüber, welche IrrWege Haschisch in großen Mengen zurücklegt, bevor es beim Konsumenten landet. Auch wenn die meisten Wege heute sicherlich nicht mehr so abenteuerlich sein werden und nicht jeder, der bei so großen Mengen ein Überzeugungstäter ist wie Howard Marks es war. Ein wahrer Mr. Big, mit zeitweilig über 40 Identitäten. Dealer Bücher sind in Deutschland (aus rechtlichen Gründen: 'Verherrlichung einer Straftat' und 'Aufforderung zu strafbaren Handlungen' könnte da leicht hineininterpretiert werden) leider noch nicht erschienen. Als ich vor Jahren ein solches in Angriff nahm, war die Mehrzahl meiner ehemaligen Kollegen mehr als empört (obwohl all unsere Taten schon lange verjährt sind), also ließ ich es sein. Dabei wäre es doch nun wirklich an der Zeit, auch beim Dealen die Spreu vom Weizen zu trennen. Dem Nachwuchs etwas über Dealer Ethik zu vermitteln, klar zu machen, daß dies kein Job für die Schnelle Mark, sondern eine gut honorierte, verantwortungsvolle und risikoreiche Chance lebendiger Sozialarbeit sein kann. Die schnelle Mark verleitet zu oft zu schnellen Drogen mit anschließender Sucht und/oder einem langjährigem Chill-out im Knast. Aber ich soll hier nicht predigen, sondern ein Buch besprechen. Über Howard Marks, den sicherlich größten HaschischDealer Europas zwischen 1970 und 1988, sind schon zwei Bücher erschienen: 'Hunting Marco Polo' und 'High Time'. Das zweite überführte ihn schließlich, sodaß er sieben Jahre in den härtesten Haftanstalten der USA absitzen mußte. Nun ist er wieder draußen, hat sein eigenes Buch geschrieben und kandidiert demnächst in Norwich für das Britische Unterhaus, wie The Guardian viertelseitig verkündete. Sein Wahlthema: Legalisierung von Cannabis. Sein Motiv: "Ich habe vier Kinder, die zwischen 10 und 24 Jahren alt sind. Ich möchte nicht, daß sie Probleme mit Drogen bekommen. Man sollte Drogen legalisieren. Ich denke, daß dies der beste Weg ist, sie korrekt aufklären zu können." Zum Dealen kam er wie viele von uns: als er Student entdeckte er das Kiffen machte ein paar kleine Deals für Freunde und rutschte in der HanfHierarchie nach oben, als sein Dealer gebustet wurde. Zu seinen Kommilitonen & Kumpels auf der respektierlichen Balliol Universität in Oxford gehörten der heutige Herausgeber der Financial Times ebenso wie der noch-Gouverneur von Hongkong. Er wurde zum Nachmieter eines gewissen Bill Clinton, dem laut Howard einzigen Student in Oxford, der nur gezogen, aber nicht inhaliert habe und schließlich auch seinen Abschluß nicht schaffte. Ein Studienkamerad warb Marks gar für den Britischen Geheimdienst an, ein Umstand, der sich in späteren Gerichtsverhandlungen als echt discordianische Falle erweisen sollte: da man über Geheimdienst-Geheimnisse vor Gericht nicht redet, mußte Howard einmal verblüffenderweise freigesprochen werden. Anfangs ging es per Auto über europäische Grenzen: "I'd get a religious flash and an asexual orgasm every time I did!". Die Hanftransporte wuchsen zu weltumfassenden Aktionen, 50 t Cannabis Deals wurden zum täglich Brot. Das Dope und das Geld floß in Strömen. Ein einziger dieser Deals hätte ausgereicht, jeden Bürger des Britischen Königreiches einmal ziehen zu lassen. Howard pendelte zwischen England, Mallorca, HongKong, Toronto, Pakistan, Bangkok, New York, Frankfurt und San Franzisko hin und her, und handelte immer nur mit bester Rauchware, nie mit anderem Kontraband. Als bis heute überzeugter Kiffer wollte er als Konsument das beste Dope, und das besorgte er als Dealer höchstselbst. Lange Zeit benutzte er einen Paß, der auf den Namen 'Mr. Donald Nice' ausgestellt war ("My real name is Donald, but please call me Albi"). Zur lange erfolgreichen Tarnung und Geldanlage gründete er eine Boutique, ein Reisebüro, das schließlich zu den zehn größten in England gehörte, plante Wasser aus den Bergen von Wales als Trinkwasser in Arabien zu verkaufen und führte ein aufregendes, wenn auch im Endeffekt zu schnelles Leben. In den USA erlebte er dann als Nr. 41526-004 mehrere Jahre den Blanken KnastHorror. Die Zustände der amerikanischen Justiz sind so absurd und gnadenlos, daß ein Durchschnittsbürger sich schlichtweg weigern wird, sowas zu glauben oder gar zu akzeptieren. Inhaftierte dürfen z.B. in den USA nicht Jura studieren. Die ganze Familie hatte darunter zu leiden. Seine Frau saß selber ein paar Monate, weil, so die Ermittler, Howard auch ihr Telefon für Deals benutzt hätte. Schlußendlich verpfiff ihn sein Schwager Patrick, Patenonkel seines Sohnes, um sich und seiner Familie seine 20-jährige Abwesenheit im Knast zu ersparen. "Wo war nur all die Loyalität, Einigkeit, Glaube, Vertrauen, Kameradschaft und Romantik? Wohin war sie verschwunden? War das alles nur Scheiße? Natürlich. Wir waren weder die Mafia noch die IRA, nichtmals Robin Hood & seine Bande. Wir waren nur ein paar Spaß liebende Jungs die nach einem Ausweg suchten, während die Welt verrückt spielte. Wir haben alle Stellen, an denen wir brechen. Halt eine Knarre an den Kopf eines meiner Kinder und ich werde dir alles was du wissen willst erzählen. Aber bedroh mich mit einer Knaststrafe und ich werde dir sagen: "Geh zur Hölle!". Man hat mich neun Monate in einen Spezialknast für Aussagewillige gesteckt. Auch sie sind Menschen. Ich kann niemandem vorwerfen, zum Spitzel geworden zu sein. Aber ich kann das nicht. Ich könnte dem DEA doch nicht bei ihrer teuflischen Arbeit behilflich sein. Ich werde niemanden hinter Gitter bringen um mir mein Glück durch die Tränen anderer zu erkaufen. Vielleicht ist das, was du tust, ja richtig, Patrick. Dann waren halt nur meine Erwartungen an dich falsch. Und das ist nicht dein Fehler." Howards Tochter Amber schrieb nach einem der seltenen Besuche im Knast ein Gedicht: "It was like reopening a wound Him who meant thre world to me. I should have been happy, And later, Slip further away, Nachdem eine ganze Meute von Schreibern und Verlegern in den vergangenen Jahren immer wieder HanfInfos voneinander abgeschrieben und damit recht gut verdient haben ('Bekenne mich schuldig, euer Ehren!'), legt Howard Marks hier ein außergewöhnlich wichtiges Hanf-Buch vor, das einem klar macht, welche Absurditätsblüten die Angst einer Gesellschaft, die jeden Rausch jenseits des Alkohols für 'bah!' hält, hervorbringt. Howards Story liest sich wie Seemannsgarn aus Hanf, ist aber durchgehend belegt. Über Jahre beherrschte er immer wieder als meistgesuchter Mann des Landes die Titelseiten britischer Tageszeitungen. Dabei ist er nichtmals Engländer, also aus jenem Land, daß inzwischen schon einen Hanfbuchautoren wg. einem Buch inhaftiert, sondern kommt aus Wales. Ronald Rippchen Howard Marks: Mr. Nice, An Autobiography; Verlag Secker & Warburg, London, 1996, ISBN 0 436 20305 7, HardCover, 466 Seiten, 16.99 Pfund St. Das Buch ist zwischenzeitlich auch auf Deutsch erschienen. In England hat es weit über 150.000 Exemplare verkauft... |