Aussteigen heißt ja nichts weiter -
ist ja auch wieder'n Modewort geworden -
Aussteigen heißt ja nichts weiter wie:
Einsteigen.
Einsteigen in was?
Na in sich. Sich selber suchen.
Es gibt auch gar keine Sucht,
das wollt ich auch mal sagen.
Das mit der Sucht wird ja heute übertrieben.
Süchtig, ah.
Dabei heißt süchtig:
Wenn wir jetzt - mal abgesehen von Ernst Jandl,
der ja diese Gedichte macht:
ich such dich/ ich such dich/
ich such mich/ süchtig süchtig süchtig
such dich such dich such mich
süchtig süchtig --- was sonst:
Woher kommt denn sonst so'n starkes -
natürlich spielt die Gewohnheit 'ne große Rolle.
Wenn ich drei Jahre lang
frühstücken geh jeden Morgen
in ein bestimmtes Cafe,
dann tut es mir weh,
wenn ich plötzlich nicht gehe.
Ist klar.
Wenn ich drei Jahre
jeden Abend 'n Krimi seh,
tut es mir weh,
wenn ich plötzlich nichts seh.
Dann kommt's immer
auf den Einzelnen persönlich an,
wie er das macht.
Ist ja Training,
wie er sich das abgewöhnt,
nicht.
Ne Gewohnheitssache kann 'ne Suchtsache sein,
streit ich nicht ab.
Aber prinzipiell ist das,
was man heute süchtig nennt:
Der Mann sucht sich.
Und der braucht schon wieder Heroin -
ja, der sucht sich,
und mit Heroin findet er sich nie,
aber er nimmt Heroin,
ja? Verstehste das?
Mit Alkohol findet der sich NIE.
Der findet sich ja kaum mit Haschisch.
Mancher. Es gibt Leute,
die finden sich überhaupt nicht.
Weißt du warum man nicht so gerne raucht,
wenn man Locken auf'm Kopf hat:
Weil man schon krause Gedanken hat.
Die Haare zeigen das ja schon,
was für Gedanken man hat.
Irre krause Gedanken,
die sich locken,
die sich drehen -
also viel Spekulatives
im Gehirn und im Geist, ja?
Wenn man jetzt'n Tee trinkt,
statt zu rauchen,
kommen aus dem Magen glättende Gefühle,
von dem Tee, glättende Gefühle,
glättende Gedanken.
Für Leute,
die glatte Haare haben,
wie ich,
ist Rauchen lebenswichtig.
Ohne Rauchen
hätte ich überhaupt keine verrückten Gedanken,
hätt ich gar keine Möglichkeit,
dialektisch zu denken.
Rauchen ist für Leute
mit glatten Haaren lebenswichtig.
Wie Essen und Trinken ist Rauchen übrigens.
Jetzt kommts natürlich an -
da kommt jede Behörde an und sagt
"Aber Sie werden doch
unseren Leuten nicht den Krebs in den Körper reden,
wenn Sie hier das Rauchen propagieren!" -
Ich sage immer:
Rauchen ist so wie Essen und Trinken.
Für den Körper lebenswichtig.
Denn der Geist -
haben Sie mal beobachtet,
wie jemand nach dem Eisbeinessen
'ne Zigarette raucht?
Mit welcher Wollust?
Oder nach'm Stück Schwarzwälder Kirschtorte -
mit Schlagsahne - ?
Mit welcher Wollust die Leute
dann ne Zigarette rauchen -
haben Sie's mal gesehen?
Das ist - äh -
da kann man nicht süchtig zu sagen,
da sagt der Geist:
Der Magen ist eben total befriedigt worden.
Und der Geist sagt:
"Ich will auch Nahrung.
Ich will auch Nahrung."
Es kommt garnicht drauf an heute -
das ist weder grün noch alternativ -,
noch daß ich für irgendeine Körnergemeinde hier rede,
sondern:
Man muß tatsächlich doch noch überlegen,
wenn man so lebt in dieser Zeit:
Was Essen, Trinken und Rauchen
für den Menschen bedeutet.
Seine ganze Beweglichkeit,
seine ganze geistige Beweglichkeit,
seine körperliche Beweglichkeit -
sind auf diese drei Sachen gegründet.
Jetzt wird mir einer sagen:
warum erzählst du uns das,
das ist doch 'ne Binsenweisheit. -
sag ich:
Ja, aber das Rauchen mein' ich dabei.
Ihr denkt ja immer nur,
Essen und Trinken ist wichtig.
Rauchen ist wichtig für den Geist,
für das Träumen.
Jetzt erstmal die Technik des Rauchens:
Nämlich dieses Inhalieren, ja?
Einatmen -
eine andere Sache als Luft.
Einatmen eine andere Sache als Luft.
Warum?
Weil dann aus dem Kopf
eine andere Sache als Luft rauskommt,
wenn man einatmet,
eine andere Sache als Luft.
Äther
Riechen Sie's?
Isses nicht eklig?
Und da gründen sich
öffentlich-rechtliche Anstalten drauf.
Auf dieses Zeug.
Äther.
Äther ist eine Droge,
die VERABSCHEUUNGSWÜRDIG ist.
Und doch LIEBE ich mein kleines Radio.
Ist es nicht komisch?
Hier dieses kleine Radio,
was bei mir im Zimmer ist,
ich könnte ohne das Radio
garnicht mehr leben.
Es ist 'ne Droge,
ich möchte das auch mal
den Radioleuten bewußt machen:
daß sie täglich mit einer Droge umgehen, ja?
Daß sie die Leute anmachen,
abmachen,
daß sie selber sagen
"Sie können auch ausschalten,
was ich jetzt sage
oder was ich morgen bringe,
oder gestern gebracht hab,
und daß sie täglich damit umgehn und
- wenn sie bewußt damit umgehn -
was sie den Leuten in die Köpfe ---
der Sender ist ja auch unbewußt -
unbewußt wie der Hörer.
Wollt ich nur mal sagen,
ja.
Ich bin ja nun garnicht so'n -
um mal so'n Wort zu benutzen -
Hörfunkspezialist, ja?
und wenn ich Zähne hätte,
würde ich mich auch näher ans Mikrofon rantrauen.
Aber ich träume von einer Sendung.
Sommernacht oder Sonntagnacht um eins,
wo keiner hören will,
wo ich dran bin, ja?
Wo ich quasi mit mir alleine spreche -
träume ich von einer Sendung,
wo ich ganz genau weiß,
wenn ich die vier Wochen mache,
ist die ganze Nation wieder am Apparat,
zu einer unmöglichen Zeit. -
Davon träume ich,
das würde ich also gerne machen.
Hier in der Wohnung natürlich.
Piratensender sozusagen, ja.
Jetzt bei der Verkabelung
kommt sowieso nicht Kabel-,
sondern auch das Nabelfernsehen auf uns zu,
das heißt also,
ich schließe mich direkt am Nabel an,
ja,
damit ich das Kabelfernsehen wieder übertreffe --
und wenn ich den Nabelanschluß habe,
den direkten Nabelanschluß,
dann brauche ich diese alte Dampfradiosendung,
um erstmal die Haschischpreise durchzugeben,
das ist doch klar,
wenn wir 'ne Verkabelung kriegen,
daß wir in den öffentlich-rechtlichen Anstalten
endlich mal'n bißchen freier werden.
Das ist doch ganz klar.