Vom Schnellen Brüter Kalkar
über die Startbahn West
nach Brokdorf zum Atomkraftwerk Witzenhausen,
übern Rhein-Main-Donau-Kanal zur Giftküche Hanau,
bis hin zum Projekt Aberwitzig, -
wir machen nicht zuviel,
wir machen es falsch.
Wir müssen unsere Art, zu protestieren, ändern.
Abgesehen davon, daß ich ja unter anderem auch darum abgetreten bin, weil ich meine eigene Art zu protestieren, nicht mehr hören möchte.
Wer schlau ist, merkt sowas immer vor den anderen.
Umweltfreundlich. Und so schlage ich euch Grünen und Alternativen, euch Parlamentariern und außerparlamentarisch Tätigen vor, bei jedem geplanten Ding - vom Atomkraftwerk bis zur Landschaftsvergewaltigung bis zu Super-Startbahnen, - demonstriert immer nur einmal, protestiert immer nur einmal, gegen das, was wir verhindern wollen.
Wir müssen unsre Art, etwas verhindern zu wollen, ändern.
Wenn wir bei jedem Projekt die Machtfrage stellen, gehn wir kaputt. Nun sind wir aber schon kaputt, warum sollen wir nicht die Machtfrage stellen?
Ich denke, daß allein durch diese Frage mit der Behauptung, daß wir kaputt seien, also ohnmächtig, und darum gut anrennen könnten gegen den Willen der Mehrheit ... also, diese Art zu kämpfen ist nicht mehr.
Die Projekte werden immer besser durch diesen heldischen Einsatz. Ich kenne Leute, die haben für die Startbahn West ihr Leben eingesetzt. Natürlich, sie waren dagegen. Aber diese Startbahn wird gerade deshalb umso schöner und erfolgreicher. Nicht mal der Erfinder dieses Werkes hat soviel Leidenschaft aufgebracht. Geschweige denn die Arbeiter, die das da hinzaubern.
Nur der Krieg um die Startbahn macht sie an, es besser zu machen. Es gäbe sonst heuer keinerlei Grund mehr. Kurz gesagt, meine diesbezügliche Abwiegelung; macht das Demonstrieren gegen Projekte zu einer demokratischen Pflichtübung mit 'ner geistigen Grundhaltung. "Wir sagen es nur einmal auf der Straße, dann überlassen wir den Zweifel endlich euch Atomkraftbefürwortern."
Ich hätte nur einmal gegen Brokdorf demonstriert, dann hätte ich Ministerpräsident Albrecht umarmt und aus ehrlichstem Herzen gesagt "Sie bauen natürlich trotzdem, was ich vor der Demonstration schon wußte, - jetzt aber heißt es, an die Arbeit, - Sie müssen es tun!" Meine Sicherheit, daß das falsch ist, was er tut für die Gemeinschaft, wird sich auf ihn übertragen.
Man darf den Zweifel, das Urelement von Volksdemokratie, nicht in einer Partei horten.
Ja sagen zu etwas, was man absolut nicht mag, heißt, sich überwunden zu haben und? ... Es heißt angreifen! Die Politik der Umarmung ist angesagt. Darum schreib ich euch. Denn ich rauche ja nicht nur für alle Grünen und Alternativen, ich kiffe mir ja gerade ein neues Programm für die deutsche Sozialdemokratie zusammen. Aber ich sag gleich: es ist schwer, die SPD ohne Marx mit Leben zu erfüllen.
Da wird wohl nur noch eine Bewußtseinserweiterung helfen,
also ein neuer Pfeifeninhalt.
Zunächst aber gilt für unsre geliebte neue grüne Partei im Bundestag: Verwechselt die unnachahmliche Politik der Umarmung nicht mit äußerer Freundlichkeit und Blumenübergaben. Weit gefehlt. Was ich von euch verlange, den Barzel um des Barzels Willen zu lieben, und den Kohl, weil er ja auch ein voller, herzlicher Mensch ist, und den Carl Carstens eben auch wegen etwas zu mögen.
Die mögen vielleicht alle garnicht von euch gemögt werden. Man muß auf keinen Fall die Arme ausbreiten, wenn man jemanden umarmt.
Ein heimlicher Krieger sein, heißt geistig umarmen. Seine Position innerlich positiv mitvertreten. Seine, - die Kohls. Tja, es ist nicht einfach, was ich von euch verlange, und vielleicht ist darum dauernd die Petra Kelly krank, weil sie da was "spürt".
Etwas, was die Provos in Amsterdam nicht geschafft haben, die Grünen in Bremen ausprobieren unter wahnwitzigen Verdächtigungen (Munke Munke mit der CDU). Und trotzdem ist die Politik der Umarmung (manche sagen auch Sicherheitspakt) das Gebot des Tages. Wer mit mir Munke Munke macht, ist im Arsch. Den lieb ich an die Wand. Die Politik der Umarmung ist die Politik der echten Anarchie. Der Anarchie, die sich mit Volksdemokratie total ergänzt. Lebenswert. ...
Vom Einverständnis lehrte schon Brecht. Ich lehre vom Mehrverständnis. Heute müßte man mich verstanden haben. In der nächsten Zeitung werde ich mal Mut zum Opportunismus machen. Vielleicht so:
Opportunismus als linke Waffe.
Aber das war es doch schon immer, bei Marx, bei der SPD, - das werfen wir den Linken doch schon seit hundert Jahren vor. Dann kann es ja nicht schlecht sein, wenn man mit Opportunismus eine Weltmacht geworden ist? Oder so eine Partei?
Ihr Grünen, Ihr Alternativen, an der SPD könnt ihr lernen, was ihr nicht versteckt, sondern offen betreiben müßt, das verlangen wir von Euch, die euren Erfolg als den unsrigen betrachten:
Verratet die Arbeiter, sie erfahren sonst nichts.
Die Arbeiter verraten, heißt Bildungspolitik betreiben.
Laßt euch von Flick oder von wem auch immer Geld schenken, mehr noch, schenkt selbst! Das ist Familienpolitik.
Nu werden sie alle wieder schreien, ich bin so zynisch. Dabei bin ich nur anthroposophisch. Also Otto Schily, du darfst zum Beispiel die Basis immer verraten, gerade deshalb halten wir zu dir. Wir Grünen halten dich deshalb, Otto.
Wer die Basis immer verrät, verrät sich selbst und wer sich selbst verrät, ist das Gegenteil von Judas.
Es ist der Artist, der den Salto Mortale kann.
Aber Flic-Flac würde ja reichen.
Und noch ein PS an die Grünen und Alternativen: befreundet euch mal sofort auf eine selbstverständlichere Art mit "den Amerikanern". Wir stellen Pershings auf und die den Beckenbauer.
Wir können doch, da es sowieso keinen Krieg gibt, die Dinger verwenden. Irgendwie verbrauchen auf eine gewaltfreie Art. Essen kann man sie nicht, aber es fällt uns was ein, seid sicher.
Oh ja, Otto und Petra und Basti Basti-General -, wer über die innere Sicherheit verfügt, wie zum Beispiel Hoplischeck, der hat den Marsch durch die lnstitutionen hinter sich, der hält nichts mehr von Kafka, der hat sich erkannt. Die erste gute Meldung aus dem Bundestag war die Mitteilung, daß alles dezent nach Alkohol riecht und auch immer ein kleines Eisbein im Gange ist. Sowas schafft Vertrauen.
Stell dir vor, daß dort im Bundestag nur Kiffer und Makrobiotiker sitzen und dem Volk nützen. Ich sage euch, wir werden es erleben.
Grüß Gott.
Und noch'n PS: Wenn ihr nicht wißt, wie man sich innerlich mit den Amerikanern befreundet: sie haben uns unser heutiges Leben gerettet.
Revanchieren wir uns. Denkt an Lafontaine: Das sind Verrrrickte! Und wie geht man mit Verrückten um?
Die Politik der Umarmung ist es.
Grüß Gott.
[2 bilda mit bhagwan und dem maharishi - die besten Herbergsväter]